Schritt-für-Schritt-Anleitung: So verhalten Sie sich nach einem Autounfall in Deutschland

Schritt-für-Schritt-Anleitung: So verhalten Sie sich nach einem Autounfall in Deutschland

1. Ruhe bewahren und Gefahrenstelle absichern

Ein Autounfall ist immer eine Stresssituation – egal, ob es sich um einen kleinen Blechschaden oder einen größeren Unfall handelt. Das Wichtigste zuerst: Bewahren Sie Ruhe und verschaffen Sie sich einen Überblick über die Situation. Damit schützen Sie nicht nur sich selbst, sondern auch andere Beteiligte und Verkehrsteilnehmer.

So gehen Sie Schritt für Schritt vor:

Schritt Was ist zu tun?
1. Warnblinkanlage einschalten Schalten Sie sofort nach dem Stillstand Ihres Fahrzeugs die Warnblinkanlage ein.
2. Warnweste anziehen Ziehen Sie noch im Auto Ihre Warnweste an (Pflicht in Deutschland).
3. Unfallstelle verlassen Verlassen Sie das Fahrzeug vorsichtig auf der zur Fahrbahn abgewandten Seite.
4. Warndreieck aufstellen Stellen Sie das Warndreieck in ausreichendem Abstand zum Unfallort auf:
– Innerorts: ca. 50 Meter
– Außerorts: ca. 100 Meter
– Auf Autobahnen: ca. 150 bis 400 Meter
5. Notruf absetzen Kümmern Sie sich um Verletzte und rufen Sie im Notfall die 112 (europaweit gültige Notrufnummer).

Wichtige Hinweise zur Absicherung der Unfallstelle:

  • Sicherheit geht vor! Bringen Sie sich nicht selbst in Gefahr, wenn Sie helfen möchten.
  • Warnweste: In Deutschland besteht Tragepflicht für alle Fahrzeuginsassen beim Verlassen des Autos nach einem Unfall auf öffentlichen Straßen.
  • Warndreieck: Achten Sie darauf, dass das Warndreieck gut sichtbar steht und der nachfolgende Verkehr frühzeitig gewarnt wird.
  • Kinder & Familie: Sorgen Sie dafür, dass Kinder sicher am Straßenrand warten und nicht zwischen den Fahrzeugen stehen oder laufen.
Tipp aus der Praxis:

Legen Sie Warnwesten griffbereit ins Handschuhfach oder unter die Vordersitze – so haben alle Insassen schnellen Zugriff im Ernstfall.

2. Erste Hilfe leisten und Notruf absetzen

Welche Erste-Hilfe-Maßnahmen sind in Deutschland verpflichtend?

Nach einem Autounfall in Deutschland sind Sie gesetzlich dazu verpflichtet, Erste Hilfe zu leisten, sofern dies möglich und zumutbar ist. Das bedeutet: Sie dürfen nicht einfach weiterfahren oder tatenlos zusehen. Auch wenn Sie unsicher sind, zählt jeder Versuch, den Verletzten zu helfen. Wichtig ist, dass Sie sich dabei selbst nicht in Gefahr bringen.

Pflichtmaßnahmen im Überblick:

Maßnahme Beschreibung
Absichern der Unfallstelle Warnblinkanlage einschalten, Warnweste anziehen, Warndreieck aufstellen (mind. 50-100 m Abstand auf Landstraße)
Überblick verschaffen Schnell erfassen: Gibt es Verletzte? Wer benötigt dringend Hilfe?
Erste Hilfe leisten Wunden versorgen, stabile Seitenlage bei Bewusstlosigkeit, Herzdruckmassage falls nötig
Notruf absetzen (112) Sofort Feuerwehr/Rettungsdienst informieren – auch bei Unsicherheit!

Wann sollten Sie die Notrufnummer 112 wählen?

Die Nummer 112 ist in ganz Europa für Notfälle gültig. In Deutschland gilt: Rufen Sie den Notruf immer dann an, wenn Menschen verletzt sind oder Gefahr besteht – auch wenn die Verletzungen zunächst harmlos erscheinen. Lieber einmal zu oft als zu wenig!

Anleitung für den Notruf:

  1. Wo ist es passiert? (genaue Ortsangabe, Straße, Hausnummer, Fahrtrichtung)
  2. Was ist passiert? (z.B. Autounfall mit verletzten Personen)
  3. Wie viele Verletzte?
  4. Welche Art von Verletzungen?
  5. Warten auf Rückfragen!

Wie helfen Sie verletzten Personen richtig?

Bedenken Sie: Ruhe bewahren hilft am meisten! Sprechen Sie die verletzten Personen an und erklären Sie kurz, was Sie tun möchten. Holen Sie gegebenenfalls Hilfe von anderen Passanten. Prüfen Sie Atmung und Bewusstsein – bei Bewusstlosigkeit bringen Sie die Person in die stabile Seitenlage und kontrollieren regelmäßig die Atmung. Bei starken Blutungen versuchen Sie diese mit Verbänden oder Tüchern zu stoppen.

Tipp für Familien:

Machen Sie gemeinsam einen Erste-Hilfe-Kurs oder frischen Sie Ihr Wissen regelmäßig auf – so wissen im Ernstfall alle Familienmitglieder, wie sie helfen können.

Unfall dokumentieren

3. Unfall dokumentieren

Wichtige Schritte zur Dokumentation des Unfalls

Nach einem Autounfall in Deutschland ist es besonders wichtig, den Unfall so genau wie möglich zu dokumentieren. Eine sorgfältige Dokumentation hilft Ihnen nicht nur bei der Abwicklung mit der Versicherung, sondern auch bei eventuellen Rückfragen der Polizei oder anderen Beteiligten.

Was sollte im Unfallbericht stehen?

Angaben Beschreibung
Unfallort und -zeit Genaue Adresse, Datum und Uhrzeit des Unfalls
Beteiligte Fahrzeuge Kennzeichen, Marke, Modell und Farbe aller beteiligten Fahrzeuge
Beteiligte Personen Name, Anschrift, Telefonnummer und Versicherung der Fahrer und eventueller Zeugen
Unfallhergang Kurzbeschreibung, wie es zum Unfall kam (z.B. Wer stand? Wer fuhr? In welche Richtung?)
Schäden Welche Schäden sind an den Fahrzeugen und eventuell am Eigentum Dritter entstanden?
Skizze vom Unfallhergang Einfache Zeichnung des Unfalls (Fahrtrichtung, Position der Fahrzeuge etc.)
Polizeiliche Aufnahme Falls die Polizei gerufen wurde: Name und Dienststelle der Beamten, Aktenzeichen notieren.

Welche Fotos sollten Sie machen?

  • Gesamtansicht der Unfallstelle aus verschiedenen Perspektiven (inklusive Verkehrszeichen und Straßenverlauf)
  • Detaillierte Fotos von allen Schäden an den beteiligten Fahrzeugen (Nahaufnahmen und Übersichtsbilder)
  • Kennzeichen aller beteiligten Fahrzeuge gut lesbar fotografieren
  • Fotos von Bremsspuren, Glassplittern oder anderen relevanten Spuren auf der Fahrbahn
  • Mögliche Verletzungen sichtbar festhalten (nur mit Zustimmung der betroffenen Person!)
  • Umgebung und Witterungsverhältnisse dokumentieren (z.B. nasse Straße, schlechte Sicht)

Wie sichern Sie wichtige Beweise für Versicherung und Polizei?

  1. Sammeln Sie Kontaktdaten aller Zeugen – diese können später sehr wertvoll sein.
  2. Tauschen Sie Versicherungsdaten mit dem Unfallgegner aus – nutzen Sie hierfür am besten den Europäischen Unfallbericht.
  3. Machen Sie sofort Notizen zum Ablauf des Unfalls – Erinnerungen verblassen schnell.
  4. Lassen Sie sich die Unterschrift des Unfallgegners unter dem ausgefüllten Bericht geben.
  5. Bewahren Sie alle Belege auf (z.B. für Abschleppdienst oder Reparaturkosten).
  6. Senden Sie Ihre Unterlagen zügig an Ihre Versicherung und behalten Sie Kopien für sich selbst.

4. Polizei informieren – ja oder nein?

Nach einem Autounfall in Deutschland fragen sich viele, ob sie die Polizei rufen sollten oder nicht. Die Antwort hängt von verschiedenen Faktoren ab. Hier finden Sie eine einfache Übersicht, wann es notwendig ist, die Polizei zu informieren und wann der Unfall auch ohne Polizei geregelt werden kann.

Wann sollten Sie die Polizei rufen?

In manchen Situationen ist es unerlässlich, sofort die Polizei zu verständigen. Das betrifft insbesondere folgende Fälle:

Situation Polizei rufen?
Personenschaden (Verletzte) Ja, immer!
Streit über den Unfallhergang Ja, zur Klärung
Hoher Sachschaden (z.B. an Leitplanken, Ampeln) Ja
Fahrerflucht oder Verdacht auf Alkohol/Drogen Ja, unbedingt!
Beteiligte sprechen keine gemeinsame Sprache Ja, zur Unterstützung
Kfz nicht mehr fahrbereit/Verkehrsbehinderung Ja

Wann können Sie auf die Polizei verzichten?

Bei kleinen Blechschäden ohne Verletzte und wenn sich alle Beteiligten einig sind, kann ein Unfall auch ohne Polizeieinsatz geregelt werden. In diesem Fall sollten Sie gemeinsam das Europäische Unfallprotokoll ausfüllen und Fotos vom Schaden machen. Tauschen Sie außerdem Kontaktdaten und Versicherungsnummern aus.

Tipp für Familien:

Kinder können nach einem Unfall oft verängstigt sein. Erklären Sie ihnen ruhig, was passiert ist und dass alles geregelt wird. Lassen Sie Kinder nie unbeaufsichtigt am Unfallort.

Wichtige Notrufnummern in Deutschland:
  • Polizei: 110
  • Rettungsdienst/Feuerwehr: 112

5. Austausch der Daten und Unfallaufnahme

Welche Daten sollten Sie mit dem Unfallgegner austauschen?

Nach einem Autounfall in Deutschland ist es sehr wichtig, die richtigen Informationen mit dem Unfallgegner auszutauschen. So können Sie später alles problemlos der Versicherung melden und Streitigkeiten vermeiden. Bleiben Sie ruhig und freundlich – ein respektvoller Umgang hilft beiden Seiten.

Wichtige Daten für den Austausch

Benötigte Information Beispiel/Erklärung
Name und Anschrift Vollständiger Name und Wohnadresse beider Fahrer
Kfz-Kennzeichen Nummernschild beider Fahrzeuge
Versicherungsgesellschaft und Versicherungsnummer Name der Versicherung und Vertragsnummer (meist auf grüner Karte oder Versicherungsschein)
Fahrzeugtyp und Modell Z.B. VW Golf, Opel Astra, etc.
Telefonnummern Für eventuelle Rückfragen oder weitere Klärungen

Den Europäischen Unfallbericht gemeinsam ausfüllen

Der Europäische Unfallbericht („Europäischer Unfallbericht“ oder „Unfallprotokoll“) hilft dabei, alle wichtigen Details zum Unfall festzuhalten. Das Formular ist europaweit anerkannt und erleichtert die Abwicklung mit der Versicherung.

So füllen Sie den Europäischen Unfallbericht aus:

  1. Nehmen Sie das Formular aus Ihrem Handschuhfach (meist im Auto vorhanden).
  2. Tragen Sie gemeinsam mit dem Unfallgegner alle Angaben zu Personen, Fahrzeugen und Versicherungen ein.
  3. Machen Sie möglichst genaue Skizzen vom Unfallhergang – das kann Missverständnisse vermeiden.
  4. Kreuzen Sie an, welche Schäden am Fahrzeug entstanden sind.
  5. Lassen Sie beide Parteien unterschreiben – ohne Unterschrift gilt das Protokoll nicht als gültig!
Tipp für Familien:

Halten Sie immer einen Stift und mindestens einen leeren Unfallbericht im Auto bereit. So sind Sie im Ernstfall bestens vorbereitet – auch wenn Kinder dabei sind und es schnell gehen muss.

6. Schaden der Versicherung melden

Wie melde ich den Unfall meiner Versicherung?

Nach einem Autounfall in Deutschland ist es sehr wichtig, Ihrer Versicherung so schnell wie möglich Bescheid zu geben. Am besten informieren Sie Ihre Versicherung direkt am Tag des Unfalls oder spätestens innerhalb von einer Woche. Viele Versicherungen bieten dafür eine 24-Stunden-Hotline oder ein Online-Formular an.

Welche Unterlagen werden benötigt?

Damit die Schadensmeldung reibungslos funktioniert, halten Sie folgende Unterlagen und Informationen bereit:

Benötigte Unterlagen/Informationen Beschreibung
Versicherungsnummer Ihre persönliche Nummer bei der Kfz-Versicherung
Unfallbericht (Unfallprotokoll) Kurzbeschreibung des Unfallhergangs, gerne mit Skizze
Fotos vom Unfallort und den Schäden Bilder von den beteiligten Fahrzeugen und dem Ort des Geschehens
Daten des Unfallgegners Name, Adresse, Telefonnummer, Kfz-Kennzeichen, Versicherungsdaten
Zeugenangaben (falls vorhanden) Name und Kontaktdaten von Zeugen des Unfalls
Polizeiliches Aktenzeichen (falls Polizei gerufen wurde) Das Aktenzeichen erhalten Sie direkt vor Ort von der Polizei

Tipp für Familien: Checkliste griffbereit halten!

Legen Sie eine kleine Mappe mit allen wichtigen Unterlagen im Auto ab. So haben Sie im Ernstfall alles schnell zur Hand und können ohne Stress Ihre Versicherung informieren.

7. Nachsorge und Rechte nach dem Unfall

Ärztliche Kontrolle – Gesundheit geht vor

Nach einem Autounfall ist es wichtig, dass Sie und alle Beteiligten ärztlich untersucht werden – auch wenn auf den ersten Blick keine Verletzungen erkennbar sind. Gerade Kinder reagieren manchmal verzögert auf den Schock oder Schmerzen. Suchen Sie im Zweifel immer einen Arzt auf.

Wann zum Arzt?

Situation Empfehlung
Sichtbare Verletzungen Sofort medizinische Hilfe rufen
Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schwindel Schnellstmöglich Arzt aufsuchen
Keine offensichtlichen Beschwerden Trotzdem zur Kontrolle gehen, besonders bei Kindern

Ansprüche und Rechte gegenüber der Gegenseite

Nach dem Unfall stehen Ihnen unter bestimmten Voraussetzungen Ansprüche auf Schadenersatz und Schmerzensgeld zu. Dokumentieren Sie alle Schäden am Fahrzeug sowie eventuelle Verletzungen sorgfältig. Melden Sie den Unfall Ihrer Versicherung und kontaktieren Sie gegebenenfalls einen Anwalt für Verkehrsrecht, um Ihre Rechte durchzusetzen.

Mögliche Ansprüche:

  • Reparaturkosten für das Fahrzeug
  • Mietwagen oder Nutzungsausfallentschädigung
  • Schmerzensgeld bei Verletzungen
  • Erstattung von Behandlungskosten
  • Ersatz persönlicher Gegenstände (z.B. Kindersitz)

Tipps für Familien mit Kindern nach dem Unfall

Gerade für Familien ist ein Unfall eine große Belastung. Achten Sie darauf, Ihren Kindern Sicherheit zu vermitteln und über das Geschehene altersgerecht zu sprechen. Prüfen Sie außerdem, ob Kindersitze oder Babyschalen nach dem Unfall ausgetauscht werden müssen – oft übernehmen Versicherungen diese Kosten.

Wichtige Tipps für Eltern:
  • Sprechen Sie offen mit Ihrem Kind über den Unfall und beantworten Sie Fragen ruhig und ehrlich.
  • Achten Sie in den Tagen nach dem Unfall verstärkt auf Veränderungen im Verhalten Ihres Kindes.
  • Lassen Sie beschädigte Kindersitze immer überprüfen oder ersetzen.
  • Nehmen Sie sich als Familie Zeit zur Erholung – auch kleine Rituale helfen, wieder Sicherheit zu geben.