Fahrerlaubnis auf Probe und das Punktesystem: Seminare, Nachschulungen und Zwangsmaßnahmen

Fahrerlaubnis auf Probe und das Punktesystem: Seminare, Nachschulungen und Zwangsmaßnahmen

Einführung in die Fahrerlaubnis auf Probe

In Deutschland gibt es für Fahranfänger eine besondere Regelung: die Fahrerlaubnis auf Probe. Diese betrifft alle, die zum ersten Mal eine Fahrerlaubnis der Klassen B (Pkw), A (Motorrad) oder vergleichbare Klassen erwerben. Die Probezeit soll dazu beitragen, dass neue Fahrerinnen und Fahrer sicherer im Straßenverkehr werden und sich an die Verkehrsregeln halten.

Was ist die Fahrerlaubnis auf Probe?

Die Fahrerlaubnis auf Probe bedeutet, dass der Führerschein nach bestandener Prüfung zunächst nur „auf Probe“ ausgestellt wird. Diese Probezeit dauert in der Regel zwei Jahre. In dieser Zeit werden Verkehrsverstöße besonders streng bewertet und können zu zusätzlichen Maßnahmen führen.

Wer ist von der Probezeit betroffen?

Alle Personen, die ihren ersten Führerschein machen, sind von der Probezeit betroffen. Das gilt unabhängig vom Alter – egal, ob man mit 17 am begleiteten Fahren teilnimmt oder erst später den Führerschein macht.

Wer? Betroffen von der Probezeit?
Ersterwerb Führerschein Klasse B, A, etc. Ja
Begleitetes Fahren ab 17 Ja
Zweit- oder Drittfahrerlaubnis (z.B. Erweiterung auf LKW) Nein (wenn schon ein Führerschein vorhanden ist)

Rechtliche Grundlagen in Deutschland

Die wichtigsten rechtlichen Regelungen zur Fahrerlaubnis auf Probe finden sich im Straßenverkehrsgesetz (StVG) sowie in der Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV). Sie legen fest, wie lange die Probezeit dauert, welche Konsequenzen Verstöße haben und welche Seminare oder Nachschulungen verpflichtend sind.

Kurzüberblick der gesetzlichen Grundlagen:
  • Dauer: 2 Jahre ab Erteilung des Führerscheins
  • Verlängerung: Bei schwerwiegenden Verstößen Verlängerung um weitere 2 Jahre möglich
  • Sanktionen: Teilnahme an besonderen Aufbauseminaren bei bestimmten Verkehrsverstößen verpflichtend
  • Punktesystem: Während der Probezeit gelten für das Punktesystem verschärfte Regeln

Mit diesen Grundlagen wissen Fahranfänger in Deutschland genau, worauf sie während ihrer ersten Jahre als Autofahrer achten müssen.

2. Das Punktesystem in Flensburg

Was ist das Punktesystem?

In Deutschland gibt es für Autofahrer das sogenannte Punktesystem, das offiziell als Fahreignungsregister bezeichnet wird. Es wird vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg geführt. Ziel ist es, Verkehrssünder zu erfassen und dadurch die Sicherheit auf den Straßen zu erhöhen. Jeder Verstoß im Straßenverkehr kann Punkte nach sich ziehen, die auf das persönliche Konto eingetragen werden.

Wie werden Verstöße erfasst?

Jeder Verkehrsverstoß wird je nach Schwere mit Punkten bewertet. Die Punkte werden automatisch im Fahreignungsregister gespeichert. Wer beispielsweise zu schnell fährt, bei Rot über die Ampel geht oder am Steuer telefoniert, riskiert einen Eintrag. Besonders Fahranfänger in der Probezeit sollten hier sehr aufmerksam sein, da schon kleine Fehler Konsequenzen haben können.

Punkteübersicht nach Verstoß

Verstoß Anzahl der Punkte
Verwarnung (z.B. geringfügiges Überschreiten der Geschwindigkeit) 0 Punkte
Ordnungswidrigkeit mit Gefährdung (z.B. Handy am Steuer) 1 Punkt
Schwere Ordnungswidrigkeit (z.B. Rotlichtverstoß mit Gefährdung) 2 Punkte
Straftat im Straßenverkehr (z.B. Unfallflucht) 3 Punkte

Welche Konsequenzen drohen bei Punkteeinträgen?

Sobald Sie Punkte gesammelt haben, kann das unterschiedliche Folgen haben – besonders während der Probezeit:

  • Ab 1 Punkt: Keine direkten Maßnahmen, aber Beobachtung durch das KBA.
  • Ab 4 Punkten: Sie erhalten eine Ermahnung und werden auf Ihr Fehlverhalten hingewiesen.
  • Ab 6 Punkten: Es folgt eine schriftliche Verwarnung sowie die Empfehlung, an einem Fahreignungsseminar teilzunehmen.
  • Ab 8 Punkten: Der Führerschein wird entzogen – Sie dürfen keine Kraftfahrzeuge mehr führen.

Wichtig: Für Fahranfänger gelten in der Probezeit strengere Regeln. Bereits ab dem ersten schwerwiegenden Verstoß muss ein Aufbauseminar besucht werden und die Probezeit verlängert sich von zwei auf vier Jahre.

Punkteabbau – So funktioniert’s

Punkte bleiben nicht für immer bestehen. Nach einer bestimmten Zeit verfallen sie automatisch, wenn keine neuen hinzukommen:

Punkteart Löschfrist
1 Punkt (Ordnungswidrigkeiten) nach 2,5 Jahren
2 Punkte (schwerwiegende Verstöße) nach 5 Jahren
3 Punkte (Straftaten) nach 10 Jahren

Aufbauseminare für Fahranfänger (ASF)

3. Aufbauseminare für Fahranfänger (ASF)

Was sind Aufbauseminare für Fahranfänger?

Aufbauseminare für Fahranfänger, oft abgekürzt als ASF, sind spezielle Nachschulungen für junge Fahrerinnen und Fahrer in der Probezeit. In Deutschland gilt für alle Fahranfänger eine zweijährige Probezeit nach dem erstmaligen Erwerb des Führerscheins. Wer in dieser Zeit bestimmte Verkehrsverstöße begeht, muss ein solches Seminar besuchen.

Wann werden Aufbauseminare angeordnet?

Ein ASF wird immer dann angeordnet, wenn jemand während der Probezeit einen schwerwiegenden Verstoß (A-Verstoß) oder zwei weniger schwere Verstöße (B-Verstöße) im Straßenverkehr begeht. Das Ziel ist es, das Bewusstsein für sicheres Fahren zu stärken und künftige Regelverstöße zu vermeiden.

Verstoßart Beispiele Folge
A-Verstoß (schwerwiegend) z.B. überhöhte Geschwindigkeit, Alkohol am Steuer Anordnung eines ASF-Seminars
B-Verstoß (weniger schwer) z.B. abgefahrene Reifen, Handy am Steuer Nach zwei B-Verstößen: Anordnung eines ASF-Seminars

Ablauf und Inhalte eines ASF-Seminars

Das Aufbauseminar besteht aus vier Gruppensitzungen à 135 Minuten und einer Fahrprobe. Die Sitzungen finden meist in einer Fahrschule statt und werden von speziell geschulten Moderatorinnen oder Moderatoren durchgeführt. Ziel ist es, gemeinsam mit anderen Teilnehmern die Ursachen für Regelverstöße zu besprechen und Lösungen zu erarbeiten.

Typischer Ablauf:

  • Vier Gruppensitzungen (Diskussionen, Erfahrungsaustausch)
  • Eine Beobachtungsfahrt (keine Prüfung!)
  • Themen: Gefahren im Straßenverkehr, Risikoverhalten, Verantwortung als Fahrer/in
Kosten und weitere Folgen

Die Kosten für ein ASF-Seminar liegen meist zwischen 300 und 500 Euro und müssen selbst getragen werden. Außerdem verlängert sich die Probezeit von zwei auf insgesamt vier Jahre. Kommt man der Teilnahme nicht nach, droht der Entzug der Fahrerlaubnis.

4. Maßnahmen bei schwerwiegenden oder wiederholten Verstößen

Wenn Fahranfänger während der Probezeit oder Fahrer im Punktesystem schwerwiegende oder wiederholte Verkehrsverstöße begehen, greifen die Behörden in Deutschland zu verschiedenen Zwangsmaßnahmen. Diese dienen dem Schutz aller Verkehrsteilnehmer und sollen dazu beitragen, dass sich das Verhalten im Straßenverkehr verbessert.

Was passiert bei Verstößen während der Probezeit?

Werden in der Probezeit bestimmte Regelverstöße begangen, unterscheidet man zwischen A-Verstößen (schwere Verstöße) und B-Verstößen (weniger schwere Verstöße). Je nach Art und Häufigkeit der Verstöße können verschiedene Maßnahmen auf dich zukommen:

Verstoß Maßnahme
1 x A-Verstoß oder 2 x B-Verstoß Aufbauseminar & Verlängerung der Probezeit um 2 Jahre
Weiterer Verstoß nach dem Aufbauseminar Verwarnung & Empfehlung zur verkehrspsychologischen Beratung
Noch ein weiterer Verstoß Entzug der Fahrerlaubnis

Zwangsmaßnahmen durch Behörden im Überblick

Die wichtigsten Zwangsmaßnahmen bei schwerwiegenden oder wiederholten Verstößen sind:

  • Verwarnungen: Die Behörde spricht eine formelle Verwarnung aus, meist verbunden mit der Empfehlung, an einer Beratung teilzunehmen.
  • Verlängerung der Probezeit: Die Probezeit wird von zwei auf insgesamt vier Jahre verlängert, wenn schwerwiegende Verstöße auftreten.
  • Entzug der Fahrerlaubnis: Bei fortgesetztem Fehlverhalten kann die Fahrerlaubnis komplett entzogen werden. Eine Neuerteilung ist erst nach Ablauf einer Sperrfrist möglich.

Punktesystem: Konsequenzen bei zu vielen Punkten

Nicht nur Fahranfänger, sondern alle Autofahrer müssen auf ihr Punktekonto in Flensburg achten. Ab acht Punkten wird die Fahrerlaubnis entzogen.

Anzahl der Punkte Folge/Maßnahme
1-3 Punkte Vormerkung – keine direkte Maßnahme
4-5 Punkte Ermahnung durch die Behörde & Information über das Fahreignungsseminar (freiwillig)
6-7 Punkte Verwarnung & Hinweis auf drohenden Entzug der Fahrerlaubnis (Seminar jetzt nicht mehr freiwillig)
8 Punkte und mehr Entzug der Fahrerlaubnis – Sperrfrist für Neuerteilung mindestens sechs Monate
Wichtig für Familien: Unterstützung und Verständnis zeigen!

Bist du als Elternteil betroffen oder möchtest deine Kinder unterstützen, ist es hilfreich, gemeinsam über die Ursachen von Verkehrsverstößen zu sprechen und Lösungen zu finden. Mit gegenseitigem Verständnis lassen sich viele Probleme im Straßenverkehr vermeiden und die Sicherheit für alle erhöhen.

5. Tipps zur Vermeidung von Punkten und für sicheres Fahren

Stressfrei durch die Probezeit – So gelingt es!

Die Probezeit ist für viele Fahranfänger eine aufregende, aber auch herausfordernde Zeit. Um Stress zu vermeiden und das Risiko von Punkten im Fahreignungsregister zu minimieren, helfen einige einfache Tipps und Strategien im Alltag.

1. Verkehrsregeln immer beachten

Die Einhaltung der Straßenverkehrsordnung (StVO) ist das A und O. Besonders in der Probezeit werden Verstöße wie zu schnelles Fahren, Handy am Steuer oder das Überfahren roter Ampeln besonders streng geahndet.

2. Vorsichtig und vorausschauend fahren

Gerade bei schlechten Wetterverhältnissen, in der Stadt oder auf unbekannten Strecken lohnt sich ein besonders umsichtiges Fahrverhalten. Lieber einmal mehr bremsen als riskant überholen!

3. Alkohol und Drogen: Null-Toleranz

Für Fahranfänger gilt die 0,0-Promille-Grenze. Schon kleine Mengen Alkohol oder andere berauschende Mittel können schwerwiegende Folgen haben.

Wichtige Regelungen in der Probezeit
Verstoß Mögliche Konsequenzen
Zu schnelles Fahren Punkte, Verlängerung der Probezeit, Aufbauseminar
Handy am Steuer Punkte, Bußgeld, evtl. Seminarteilnahme
Alkohol am Steuer Punkte, hohe Geldstrafe, Führerscheinentzug
Rote Ampel überfahren Punkte, Bußgeld, ggf. Nachschulung

4. Ruhe bewahren und Fahrpraxis sammeln

Nervosität ist normal – mit jeder Fahrt wächst die Erfahrung. Wer regelmäßig fährt, entwickelt schnell ein besseres Gefühl für verschiedene Verkehrssituationen und reagiert gelassener.

5. Unterstützung suchen und Seminare ernst nehmen

Sollte es doch einmal zu einem Punkt kommen: Keine Panik! Nutzen Sie angebotene Seminare als Chance, Ihr Fahrverhalten zu reflektieren und zu verbessern. Auch Gespräche mit erfahrenen Fahrerinnen und Fahrern aus dem Familien- oder Freundeskreis helfen oft weiter.